Ich bin ja immer ein wenig neidisch, wenn mir Berichte vom guten Sonntagsbraten das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, denn in unserem halbvegetarischen Zwei-Personen-Haushalt ist damit einfach kein Blumenpott zu gewinnen. Es lohnte sich schlichtweg nicht, für mich alleine so ein gutes Stück einzuschmurgeln, dabei ist sowas jawohl Soulfood pur. Völlig darauf verzichten mag ich jedoch nicht und an Tagen, an denen mir so feierlich blümerant um die Magengegend wird, gibt es statt dessen eben Rouladen, den Braten des kleinen Mannes, will ich das mal nennen.
Geklöppelte Fleischscheiben aus der Rinderkeule dick mit Dijon-Senf bestreichen, Schalottenscheiben, Cornichonstifte sowie Bauchspeckstücken einlegen und fingerfertig aufrollen. Mit der Omma ihr seine Rouladenpieker feststecken, welche sie uns mit dem Gartenhäuschen zusammen überlassen hat und die im Vergleich zum daumendicken Zahnstocher oder fummeliger Knüpftechnik mit Küchengarn immer noch den besten Halt geben. Mehliert brate ich die diesmal in Schweineschmalz. Kurz beiseite gelegt, lassen sich die Bratreste im Topf mit einem viertel Liter Rotwein lösen und der Einfachhheit halber ein Glas Kalbsfond angießen. Die Rouladen schmoren darin knapp drei Stunden auf kleiner bis mittlerer Flamme.
Den Kalbsfond würde ich nächstes Mal meiden, weil die Konzentration trotz Rotweinverdünnung doch bereits so extrem anzieht, dass ich den Sud später erst einmal mit reichlich Wasser aufmischen muss. Ein purers Salzbad hatte sich da nämlich entwickelt, obwohl ich noch gar kein Salz dazugegeben hatte. Für eine verträgliche Sauce schöpfe ich also erstmal ein paar Kellen ab und strecke die mit der gleichen Menge Wasser, dann wiederum auf etwa ein Drittel einkochen lassen. Ein Stück dunkle Schokolade einschmelzen und schließlich mit eisgekühler Butter zur Sauce montieren. Ja, dann gehts. Sehr gut sogar.
Von Rotkohl und Thüringer Klößen begleitet, langte das für mich satte drei Tage. Streng genommen lohnte sich bei solchen Portionen dann wohl doch mal ein Braten?!